Blog: Schule aktuell

Nicht nur in der Schule, auch in der Ukraine erreichen wir Frieden am einfachsten, wie wir es unseren Kindern beibringen: gewaltfrei

Wenn Frieden wirklich das angestrebte Ziel ist, muss Putins Sichtweise bei der Streitbehebung berücksichtigt werden. Um das unendliche Leid zu stoppen und eine Ausdehnung des Krieges auf andere Länder Europas zu verhindern, braucht es Frieden jetzt – heute, nicht erst morgen. Leider ist der Fokus rund um die Massaker in den ukrainischen Dörfern und Städten derzeit zu sehr auf Diskussionen um noch härtere ökonomische Sanktionen, Flüchtlingshilfe, Waffenlieferungen und auf die weltweiten Demonstrationen gerichtet. Zur Tagesordnung gehören auch Diffamierungen gegen Putin und gegen die russischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger im Allgemeinen. Dabei hat all das einen zu geringen Effekt und die Situation wird sich aller Voraussicht nach auch nicht ändern, auch wenn sich Länder, die Sanktionen tätigen, alsbald sogar vehement ins eigene Fleisch schneiden. Die Deeskalation bleibt aus, dafür wird die Eskalation in rasendem Tempo vorangetrieben. Wir haben vergessen, was uns Paul Watzlawick in seinem Werk „Menschliche Kommunikation“ eindrücklich gezeigt hat: Probleme, die mit der „Mehr-desselben“- Methode angegangen werden, werden nicht aus der Welt geschafft, sondern verstärkt. Noch mehr verbale Attacken, noch mehr Sanktionen, noch mehr Waffenlieferungen und die Mobilisierung von “frischem Material” – damit sind unter anderem auch zehntausende Reservisten gemeint – machen alles nur viel schlimmer. Verhängnisvoll ist auch: Putin wird einzig als Aggressor gesehen. Um eine europaweite oder schlimmstenfalls eine weltweite Ausdehnung des Krieges zu verhindern, braucht es ein Umdenken, denn Putin ist auch der Schlüssel zur Lösung des Konflikts.

Bei Streitereien fordern Lehrpersonen von den Schülerinnen und Schülern vom Kindergarten an, die Probleme gewaltfrei zu lösen, zu kommunizieren und Kompromisse zu schliessen. Sie fordern keine Siege! Aussagen wie «Die russische Armee muss besiegt werden.» sind auf Konfrontation ausgerichtet und deshalb äusserst gefährlich. Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch die Erwachsenen des 21. Jahrhunderts müssen endlich verstehen: Der Krieg hört erst auf, wenn Putins Argumente ernst genommen und Kompromisse gefunden werden. Klar, die Kriegsverbrechen sind aufs Schärfste zu verurteilen. Doch wir müssen versuchen, nachzuvollziehen, dass sich Russland von der Nato bedroht fühlt, weil das der Schlüssel ist zur Tilgung des Schreckens, zur Aufhebung des immensen Leids. Warum verstecken sich viele Nationen hinter der Nato? Nationen sind Länder mit Landesgrenzen, die einander unterstützen können. Die Nato braucht es nicht mehr! Sie wurde als Schutzmacht gegen den Kommunismus gegründet, gegen die ehemalige UdSSR. Beides gibt es nicht mehr. In den sozialen Medien wird versucht, Menschen, die diese Meinung vertreten, mit dem negativ konnotierten Begriff, Hashtag, Putinversteher:in abzustempeln. Das ist absurd. Putinversteher ist nicht gleich Putinverehrer. Dass Russland die Menschenrechte mit Füssen tritt und den Krieg begonnen hat, wird zu Recht verurteilt und muss von der ganzen Welt geahndet werden. Aber nicht mit Krieg!

Marie Le Pen, Abgeordnete der französischen Nationalversammlung, wurde von Putin empfangen. Sie sollte nicht als Frankreichs Präsidentin gewählt werden, denn sie ist rechtsextrem. Aber sie hat Argumente, die zu einer zeitnahen Lösung beitragen können. Sie wurde in den sozialen Medien als „Nazi“ beschimpft. Das ist gefährlich und dumm, weil solche Äusserungen Möglichkeiten pulverisieren, die den Krieg zu beenden können.